Menu
menu

(English below)

Oliver Simon, Enkel von Felix Simon

Gardelegen - Ende und Anfang

Ich habe meinen Großvater Felix nie kennengelernt. Trotzdem fühle ich mich als Nachgeborener eng mit seinem Schicksal verbunden. Nicht weil es dafür einer staatlich verordneter Gedenkkultur bedarf, sondern weil uns die Toten nicht nur gemahnen, sondern uns bis heute Antworten geben.

Mein Großvater überlebte Buchenwald, Sachsenhausen, Auschwitz und Mittelbau-Dora. Und im April 1945 drohte trotzdem die Ermordung am Ende des Todesmarschs, der er sich durch das Verstecken kurz vor dem Massaker entziehen konnte. Der Liebe wegen blieb er in dieser kleinen Stadt, wo meine Großeltern in Sichtweite des Friedhofs lebten.

Ich war kaum älter als fünf Jahre, da hatte dessen geweißte Brandmauer für mich eine Anziehungskraft, der ich folgte, und mich auf einmal allein mit tausend Kreuzen wiederfand. Keine Ahnung, ob das mein erster Kontakt mit dem Tod war, aber bereits als Kind begriff ich so das Ausmaß dieses Verbrechens. Das machte die Aussage "Nie wieder Faschismus!" für mich so real, dass sie bis heute leitend für mich ist. Später verstand ich die Umstände besser, erlebte durch die familiären Berichte Vieles hautnah, was Andere nur über Dritte bei Veranstaltungen aufnehmen können.

Wenn also heute über politische und ethnisch-rassistische Verfolgung in der Welt immer noch berichtet wird, ist mir bewusst, dass man weitere derartige Friedhöfe verhindern muss. Die neuen Generationen von Kindern sollten dort ihren Vorfahren und deren Leidensgenossen nicht gedenken müssen. Es freut mich darum immer wieder, wie die Erinnerung in Gardelegen gestaltet wird, und dabei verstärkt national wie international unterstützt. Solange dies geschieht, sind wir gemeinsam auf einem guten Weg, unabhängig davon, was uns geografisch oder anders trennt.

zurück

Oliver Simon, grandson of Felix Simon

Gardelegen - an end and a beginning

I have never met my grandfather Felix. Nevertheless, as a decendant, I feel myself closely linked to his fate. Not because any commemorative culture officially prescribed by the state would be necessary for this, but because the dead are not just reminding us, but also giving us answers until today.

My grandfather survived Buchenwald, Sachsenhausen, Auschwitz and Mittelbau-Dora. And nevertheless, in April 1945 he had to face the threat to be murdered after a death march which he could evade by hiding himself shortly before the massacre. He remained in that small town because of love, my grandparents lived within sight of the cemetery.

I was hardly five when the whitewashed front of its wall attracted me – and when I ended up with one thousand crosses. No idea if that was my very first contact with death, but even as a child I realized the dimension of this crime. That´s how I realized the statement „Never again fascism!“ in a way which is still considerable for me. Later I understood the circumstances better, I experienced the family accounts, many details from very close, while others could take them via third parties or via commemorations.

Today, when there are still reports about political or ethnic-racial persecution throughout the world, I am committed that we must prevent more of these cemeteries. The futural children to come should not have to commemorate their ancestors and fellow-sufferers. That´s why I am always glad about the organization of remembrance at Gardelegen, suppoported throughout Germany and on an international level. So long as this still takes place, we will still be on the right path, no matter what separates us geographically or in another way.

back