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(English below)

Thomas Käpernick, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme e.V.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Besucherinnen und Besucher der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen,

nachdem Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme im Jahr 2019 eine Exkursion nach Gardelegen unternommen hatten, waren wir uns einig: Die Neugestaltung der Gedenkstätte und die Erneuerung der Ausstellung bringen das Gedenken und die Vermittlung auf ein neues Niveau. Dafür sind wir sehr dankbar. Der Ehrenfriedhof mit seinen einzeln gestalteten Gräbern ist vorbildlich und hatte auf uns eine tiefe Wirkung.

Mit der Region Gardelegen verbindet sich für mich die Erinnerung an einen Überlebenden der Todesmärsche. Aus dem Außenlager Schandelah des KZ Neuengamme fuhr am 11.4.1945 ein Räumungstransport durch die Altmark. Dem KZ-Häftling Emil Lakatos gelang bei Dolle die Flucht aus dem Transport, der die anderen Häftlinge in das schreckliche Auffanglager Wöbbelin bei Ludwigslust brachte. Emil Lakatos wurde 1920 in Ungarn geboren und wuchs in Belgien auf. Emil Lakatos wurde aktiv im belgischen Widerstand und war regionaler Leiter des Widerstandes. Zu seinem Glück deckte die Gestapo seine wahre Rolle bei seiner Verhaftung nicht auf und auch seine jüdische Herkunft konnte Emil Lakatos verbergen. Noch einmal muss er unwahrscheinliches Glück gehabt haben, denn vermutlich am Tag seiner erfolgreichen Flucht wurden bei Dolle über 60 KZ-Häftlinge eines anderen Räumungstransportes ermordet.

Emil Lakatos, in Belgien hochgeehrter Widerstandskämpfer, vertrat den ungarischen Verband der Überlebenden des KZ Neuengamme in der Amicale Internationale KZ Neuengamme über Jahrzehnte. Er war ein faszinierender, scharfsinniger Mensch. Emil Lakatos erzählte uns, den Jüngeren, von der Situation in Ungarn. Die Angriffe und Morde an Roma, der Antisemitismus der Regierung Orban bedrückten ihn und er rief uns zum Protest und zur Wachsamkeit auf. Emil Lakatos starb 2010 und musste nicht mehr erleben, dass nun in Deutschland eine rechtspopulistische, völkische Menschenfeindlichkeit anwuchs.

Gedenkstätten sind immer Orte, an denen es nicht nur um das Gedenken geht, sondern auch um die Frage, wie unsere Gesellschaft angesichts so unfassbarer Verbrechen, wie sie in der Feldscheune Isenschnibbe geschahen, gestaltet werden muss. Im Namen der AG Neuengamme wünsche ich uns dabei viel Erfolg.

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Thomas Käpernick, Head of the Arbeitsgemeinschaft Neuengamme Society

 

Ladies and Gentlemen, dear visitors of Isenschnibbe Barn Memorial Gardelegen,

after a study trip to Gardelegen in 2019 the members of the Arbeitsgemeinschaft Neuengamme Society agreed: The reshaping of the memorial and the concept of the new permanent exhibition have brought the remembrance and education to a new level. We are very grateful for it. The exemplary Cemetery of Honour, consisting of individual graves, had a deep effect on us.

Linked with the region around Gardelegen, I remember a survivor of the death marches: On April 11, 1945 a clearing transport from the Schandelah subcamp of Neuengamme Concentration Camp passed through the Altmark region. Near Dolle, the inmate Emil Lakatos happened to escape from this transport which took all the other inmates to the cruel camp Wöbbelin near Ludwigslust. Emil Lakatos was born in 1920 in Hungary, he grew up in Belgium. Emil Lakatos became an active member of the Belgian Resistance and a regional leader of the resistance movement. Luckily the Gestapo did not discover his real role when he was arrested. He also managed to hide his Jewish origins. Once again, he had an incredible amount of good luck, because, probably, on the very same day of his escape more than 60 concentration camp inmates from another clearing transport were murdered near Dolle.

For many decades Emil Lakatos, a very honoured member of the Belgian Resistance, represented the Hungarian Association of survivors of the former Neuengamme Concentration Camp in the Amicale Internationale KZ Neuengamme. He was a fascinating and astutely man. Emil Lakatos told us – the younger generations – about the situation in Hungary. About attacks and murder of Roma, about anti-Semitism of the Orban government which depressed him. He encouraged us to be vigilant and called for our protest. Emil Lakatos died in 2010. So, he did not see that a right-wing nationalist intolerance was growing stronger in Germany.

Memorials are places dealing not only with commemoration, but also with fundamental issues about our society: How can we live together in a constructive way faced with outrageous crimes like the Isenschnibbe Barn Atrocity? On behalf of the Arbeitsgemeinschaft Neuengamme Society I wish us every success.

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